Vespa P200e Silber Seitenansicht
Vespa P200e Silber Seitenansicht

Ich habe mehr oder weniger von meinem Opa eine Vespa P200e von März 1982 geerbt, diese stammt aus zweiter Hand und hat originale 5500km auf der Uhr.

Da das Zündschloss anfing, die Vespa nicht mehr abzuschalten wenn man den Zündschlüssel gezogen hat, war der Startschuss für eine Überarbeitung des Rollers gegeben.

Der Zustand der Vespa war eigentlich sehr gut, nahezu kein Rost, jedoch gab es mehrere Kleinigkeiten, die unbedingt gemacht werden mussten. Hier mal ein Auszug der Problemchen.

  • Zündschloss defekt, schaltet Vespa nicht mehr ab.
  • Vergaser läuft über, wenn Benzinhahn nicht zugedreht wird.
  • Springt sehr schlecht an, wenn sie länger gestanden ist.
  • Gashahn bleibt hängen wenn man ihn bei fahren los lässt.
  • Starke Vibrationen bei niedriger Drehzahl
  • Batterie ständig leer, wenn länger nicht gefahren.
  • Benzinhahn vermeintlich undicht.
  • usw…

Nachdem ich mit dem Auseinanderbauen begonnen hatte, stellte sich heraus, dass es doch mehr Probleme gab, als am Anfang gedacht. Aber dazu unten mehr.

Hier mal ein paar Fotos vom Ausgangszustand:

Begonnen habe ich am Motor oder besser gesagt, mit der Elektrik der Vespa. Hier sieht man schon die ersten Probleme. Ich dachte eigentlich ich könnte mir das sparen, aber dann wird eben die Elektrik auch noch neu gemacht.

Diese Fotos waren gedacht als Gedächtnisstütze, damit ich beim wieder Zusammenbauen nicht rein auf den Schaltplan der Vespa vertrauen muss. Vielleicht helfen sie dem ein oder anderen. Den Schaltplan habe ich im Internet gefunden, vielen Dank an dieser Stelle an Ralf Peters von Wespenblech Vespa Archiv!

Wespenblech Archiv

Wie man auf den Fotos sieht, sind manche Leitungen nicht mehr wirklich gut und die Isolierung bricht, wenn man die Leitungen bewegt. Auch einige Kontakte, wie z.B. am Zündschloss oder der vorderen Lampenfassung sind bereits stark korrodiert.

Als nächstes habe ich den Tank sowie die Sitzbank ausgebaut, hier muss man aufpassen, dass man den Tank nicht einfach herauszieht, denn der Hebel für den Benzinhahn sowie die angeschlossenen Benzinleitungen müssen entfernt werden. Dazu den losen Tank im Rahmen etwas anheben und mit einer Hand hineingreifen und die Anbauteile lösen. Hier sieht man auch den guten Zustand des Rahmens, auch hier noch kein Rost zu finden.

Also als nächstes Motor raus, hört sich schwierig an, ist es aber nicht. Es müssen lediglich die Bowdenzüge der Schaltung sowie vom Vergaser, Kabel zur Lichtmaschine und noch angeschlossene Benzinleitungen entfernt werden. Wenn der Stoßdämpfer entfernt ist, bleibt lediglich noch die Schraube vorne an der Schwinge, die gleichzeitig als Drehpunkt der Schwinge dient. Achtung! Wenn Stoßdämpfer und Schwinge gelöst sind, wird die Vespa nach vorne kippen und könnte ggf. sogar umfallen. Hier ist es ratsam zu zweit oder sogar zu dritt zu arbeiten, da der Motor doch einiges an Gewicht mitbringt.

Anschließend habe ich damit begonnen den Motor zu reinigen, hier hatsich im Laufe der Jahre einiges an Öl, Fett und Schmutz festgesetzt. Vor Beginn der Reinigung habe ich alle Öffnungen mit Lumpen verschlossen, so dass keine Fremdkörper in den Motor eindringen können.

Nachdem der Motor draußen war, habe ich das Lüfterrad demontiert und die Lichtmaschine ausgebaut. Hierfür wird ein Polradabzieher benötigt, der ein Außengewinde M28x1 hat. Auch hier waren die Leitungen unbrauchbar geworden, also habe ich diese auch ausgetauscht. Bevor die Ankerplatte der Lichtmaschine herausgeschraubt wird, sollte man sich auf jeden fall die aktuelle Position merken, damit man beim Zusammenbau einen Anhaltspunkt hat, wie man die Ankerplatte montieren muss. Ich habe dies mit einem Körner gemacht, einen Punkt auf der Platte und einen auf dem Gehäuse.

Hier noch eine Detailaufnahme der Werksseitigen Markierungen der Lichtmaschine. Hier wird bereits klar, dass man sich nicht wirklich daran orientieren kann, da die Ankerplatte bereits zur Markierung verdreht ist. Theoretisch sollte, wenn die Markierungen aneinanderstehen, eine Zündung 23° vor OT erfolgen.

Das genaue Einstellen des Zündzeitpunktes kann erst erfolgen, wenn die Vespa wieder zusammengebaut und startbereit ist.

Ich habe mich bewusst dagegen entschieden, den Motor weiter zu zerlegen, da es mit knapp 6000km meiner Meinung nach nicht notwendig war.

Als nächstes habe ich mich um den Rahmen gekümmert und diesen weiter und weiter zerlegt. Ich habe mir eine kleine Arbeitsbühne aus Containern und einem Rollwagen gebastelt, damit ich mit dem Rahmen etwas mobiler war. Beim Herausziehen der Bowdenzüge und Kabelstränge habe ich immer gleich ein Seil eingezogen und dieses Beschriftet. Somit war der Zusammenbau ein Kinderspielt und die Kabel und Bowdenzüge waren schnell wieder eingebaut.

Hier noch meine Notiz-Fotos, die zeigen, welche Bowdenzüge wo herauskommen müssen. Die Anordnung ist nicht unwichtig, da sonst beim Lenken die Züge eingeklemmt werden können.

Nachdem der Rahmen dann “nackig” war, habe ich mit einer Generalreinigung begonnen. Dies war bitter nötig, da sich im Laufe der Jahre Öle, Fette und einiges an Teer am Lack festgesetzt hatten. Und nein, ich habe den Dreck nicht in die Wiese laufen lassen, ich habe den Rahmen nur zum trocknen in die Sonne gestellt. Gereinigt habe ich den Rahmen an einer Waschstation, mit Bürste, Schwamm und Hochdruckreiniger.

Dann habe ich den Rahmen erstmal beiseite gestellt und habe mich um die anderen Dinge gekümmert.

Als erstes habe ich den Stoßdämpfer zerlegt und überarbeitet. Wie man auf den Fotos sieht, war dies auch notwendig, da die Feder bereits einigermaßen rostig war. Ich habe alles gereinigt und einige Teile, wie z.B. die Feder Sandstrahlen und Pulverbeschichten lassen.

Auch die Felgen, Reifen und Bremstrommel habe ich überarbeitet. Felgen wurden Sandgestrahlt und Pulverbeschichtet, Reifen und Schläuche wurden getauscht. Die Bremstrommel habe ich innen geschliffen gereinigt und außen mit Aluminiumspray lackiert. Die Bremse habe ich überarbeitet und die Beläge gegen neue getauscht. Sorry von der Bremse gibts leider keine Bilder.

Kleinteile die blankes Metall waren wurden aufpoliert, den Auspuff habe ich innen wie außen gereinigt und mit Ofenlack schwarz matt lackiert.

Zwischenzeitlich habe ich mich noch dem Vergaser angenommen, der hielt auch ein paar Überraschungen für mich bereit. Der Benzinfilter war nahezu verstopft und im Vergaser war eine ganze Menge von kleinen Körnchen. Diese haben sich größtenteils unterhalb des Filters gesammelt aber auch in der Schwimmerkammer war einiges davon zu finden. Gereinigt habe ich den Vergaser größtenteils mit Benzin.

Da ich leider die Falschen Dichtungen für den Vergaser bestellt hatte, musste schnell eine Lösung her. Also habe ich die Dichtungen eingescannt, mit Inkscape nachgezeichnet und per Laserschneiden neue angefertigt.

Endlich konnte ich beginnen die Vespa wieder zusammenzubauen, weiter geht es in Teil 2.